Wie ich in meinem Blogbeitrag über die Rolleicord und die Rolleiflex schon geschrieben habe, eignet sich die Rolleicord wegen ihrer besonderen Konstruktion sehr gut für Doppelbelichtungen – ein Umstand, der eigentlich einer Sparmaßnahme geschuldet ist. Um die Rolleicord zu einem Preis deutlich unter dem der Rolleiflex verkaufen zu können, musste man bei ihr notgedrungen auf einige der ebenso genialen wie mechanisch aufwändigen Lösungen verzichten, die die Rolleiflex so einmalig machen. So sucht man bei meiner Rolleicord die flex-typische Kurbel, die gleichzeitig den Film weitertransportiert und den Verschluss spannt vergebens.
Bei der Rolleicord sind der Transport des Films und das Spannen des Verschlusses zwei getrennte Vorgänge, was unter anderem dafür verantwortlich ist, dass Doppelbelichtungen mit dieser Kamera so leicht von der Hand gehen. Der Film wird durch einen geriffelten Drehknauf transportiert, den Verschluss spannt man mittels eines kleinen Hebels unterhalb des Aufnahmeobjektivs, der gleichzeitig auch als Auslöser dient. Da Verschluss und Filmtransport nichts miteinander zu tun haben, verfügt die Rolleicord als einzige meiner Mittelformatkameras über keine Doppelbelichtungssperre.
Kann sein, dass dieser Umstand manchem als Makel erscheint, ich aber halte ihn für einen großen Vorteil der Rolleicord, weil er mir mühelos absichtliche Doppelbelichtungen ermöglicht. Mit meiner Rolleiflex Automat aus der selben Ära sind überhaupt keine Doppelbelichtungen möglich, bei meiner Agfa Isolette oder meiner Super Ikonta muss man dafür seine Finger verrenken und die Kamera direkt am Objektiv vor dem Filmtransport erneut auslösen, was eigentlich bei beiden Kameras gar nicht vorgesehen ist.
Mit der Rolleicord geraten Doppelbelichtungen – und jede beliebige Anzahl von Mehrfachbelichtungen – zu einem Kinderspiel. Man spannt den Verschluss, indem man den Multifunktionshebel nach rechts bewegt, löst aus mit einer weiteren Bewegung nach links, spannt abermals mit einem kurzen Schwung nach rechts und löst wieder aus. Einfacher und bequemer geht es nicht. Danke, Franke und Heidecke für dieses geniale Kreativwerkzeug.
Die Bilder in dieser Galerie entstanden auf einem kleinen Spaziergang abseits der Münchner Leopoldstraße und schließen aneinander an, indem immer ein Motiv über das letzte belichtet wurde. Ein Spaziergang der verschmelzenden Bilder, wenn man so will.
Fotografiert wurde auf Fomapan 100 Rollfilm, den ich in Rodinal entwickelt und mittels einer Sony A7 RIII digitalisiert und mit dem Lightroom-Plugin Negative Lab „entwickelt“ habe.
Kommentare von Nantwein
Die Magische: Rolleiflex 3.5F Modell 3
"Hallo, ich sehe den Kommentar leider erst jetzt, aber es..."
Eine Kamera ohne Film – die Rolleiflex SL26
"Hallo Heiko, danke für die Beschreibung der Modifikation..."
Eine Kamera ohne Film – die Rolleiflex SL26
"Hallo Heiko, danke für deine Kommentare, die jetzt beide..."
Eine Kamera ohne Film – die Rolleiflex SL26
"Freut mich, dass dir der Artikel gefällt. Das Problem bei..."
Analoge Fotografie oder die Kunst, auf ein Bild zu warten
"Hallo Marc-Alexander, vielen Dank für dein Lob :-) Und..."